Reflexionen über Autobiographisches

Und natürlich stet es jedem frei, zu glauben was immer er auch mag. Ich zum Beispiel gestehe dem Leben einen Sinn zu, der von „was auch immer“ irgendwie gewollt ist. Ob Leben durch eine Schöpfung entstanden ist, durch Zufall, durch die Folgen eines Urknalls oder ein sonstiges Ereignis ist für mich wenig interessant. Es wird auf jeden Fall einen Grund geben. Das genügt mir vollkommen. Wenn Leben einen Grund hat, verfolgt es auch irgendeine Absicht. Diese Schlussfolgerung ist unabdingbar. Was ich zu erkennen glaube ist auf jeden Fall, das Leben sich entwickelt. Das tut es seit Anbeginn der Geschichtsschreibung und wird es wohl auch weiterhin tun. Was davor war ist ungewiss. Das wir das Ende der Entwicklungsgeschichte erreicht haben, wie uns manche Wissenschaftler suggerieren wollen, halte ich für aus der Luft gegriffen. Wie sich das Leben zumindest des Menschen wohl entwickelt hat, kann nach heute vorherrschender Sichtweise an der Entwicklung des Nachwuchses abgelesen werden. Andere Möglichkeiten stehen uns nun einmal nicht zur Verfügung. Daher ist es verständlich, das man sich gerne daran orientiert, aber auch das ist durchaus nicht zwangsläufig. Das dabei dann Auslegungen und Normierungen vorgenommen werden, ist ebenfalls verständlich, aber diese sind ebenfalls nicht gesichert nachvollziehbar und für jeden schnell erkenntlich. Kurz gesagt schließe ich daraus, das wir nicht wissen können, wie sich unsere Entwicklung vollzieht und wohin wir unterwegs sind. Das wir aber als Art in einer Entwicklung unterwegs sind, halte ich allerdings für eine beweisbare Schlussfolgerung. Und wie wir leben sollen/müssen, erschließt sich aus den bisher genannten Kriterien nicht. Daher bevorzuge ich ein Offen-Sein zu Glaubens- und Weltsichtfragen und lege mich auch nicht fest. Auch die Wissenschaft hat in meinen Augen eine bedeutende Glaubenskomponente. Dazu später. Das ich wie jeder andere auch eine bevorzugte Sichtweise zum bisher Gesagten habe, ist ebenfalls verständlich und menschlich. Ohne Orientierung geht es nicht lange gut. Aber festgeklopft ist für mich diese Sichtweise nicht. Schon morgen kann das bei mir ganz anders aussehen. Im nächsten Abschnitt beschäftige ich mich mit der zur Zeit für mich zutreffenden Sichtweise und deren Hintergründe. Allerdings halte ich es für notwendig, das bisher Gesagte kurz zusammenzufassen:

Wir wissen nicht woher wir kommen und wohin wir gehen.

Wir können aber gesichert wissen, das sich Leben entwickelt. Diese Entwicklung ist nach wie vor im Gange.

Die Vielheit der Glaubensrichtung lässt nur den Schluss zu: Wir wissen nicht, welche davon richtig ist. Daher ist Offenheit diesbezüglich angebracht.

Wir sollten der Friedlichkeit des Zusammen-Leben-Müssen’s wegen die Gesetze der Gemeinschaften, denen wir angehören, befolgen.

Auch wenn wir nicht wissen können, sollten wir uns doch zumindest im Denken einen Sinngehalt erarbeiten.

Ein gerne zitiertes Sprichwort sagt: „Die Hoffnung stirbt zuletzt“, was nichts anderes sagen möchte, als das das Motiv Hoffnung ein Sinngebendes ist. Die Frage dazu ist dann doch wohl die, das wir uns damit beschäftigen müssen, wie wir es anfangen, diese Hoffnung nicht sterben zu lassen. Wir brauchen als allerletztes Mittel doch diese Hoffnung, wenn wir ein lebenswertes Leben führen und nicht in Verzweiflung und Depression versinken wollen. Lebenswert ist ein Leben dann, wenn wir für unseren Lebensinhalt Interesse aufbauen können. Nach Hüther 1 ist das die Einstellung, die ein ruhiges und spannendes Lebensgefühl vermittelt, dem ein Mensch sich auch gerne aussetzt. Also müssten wir uns für unsere Mitmenschen interessieren, für unsere Gesellschaft ebenso und daher auch für die vielen kleinen und großen Fragen, wie das alles gestaltet werden könnte. Wie schon oben beschrieben, sind strafbewehrte Gesetze zumindest heute das einzig wirkliche Fundament, mit dem das Zusammenleben von Millionen von Menschen gestaltet werden kann. Und diese Gesetze müssen klar und einfach sein, damit sie auch jeder verstehen kann. Nicht alle Menschen sind mit einer hochentwickelten Ratio ausgestattet. Es gibt eben auch Träumer und Bildungsferne (so heißen die einfachen Leute in den Augen der Elite wohl heute immer noch). Für mich ist das einfache Leben noch immer ein hohes Gut, denn selten ging von dieser Menschengruppe ein Unheil aus. Es waren stets Könige, Fürsten, Ideologen, Missionare und andere Machtbesessene, die zu großen unheilvollen Aktionen sich berufen fühlten und das einfache Volk dazu missbraucht haben. Wir kennen sie doch alle, die Eroberer, Entdecker, Revolutionäre, Forscher, Staatenlenker, und wie sie sonst noch in den Geschichtsbüchern weltweit erscheinen. Schreiben diese Geschichtsbücher auch über die Menschen, die die großen Kathedralen mit ihren Händen erbaut und dabei gestorben, die die Reiche mit der Waffe in der Hand erkämpft und dabei gestorben, die die großen Erfindungen und ihre Anwendungen ausgeformt und an den Folgen gestorben sind und die die großen Theorien unter Einsatz ihres Lebens verwirklicht haben. Was haben die großen Erfindungen alles hervorgebracht, nehmen wir ein paar Beispiele, die besonders eklatant und prägend sind zu Hilfe: Schießpulver, Dampfmaschiene, Dynamit, TNT, Atomkraft, Digitalität und Internet auf der einen, der Webstuhl, die Heizung, der Hausbau, Lesen und Schreiben und die Aufklärung auf der anderen Seite. Die Frage, die ich mir immer wieder stelle, ist doch die: Haben sich die Erfinder von Dynamit und Atomkraft nicht ausrechnen können, wozu ihre Erfindungen wohl führen werden? Warum wohl wurde das Internet entwickelt? Damit sich Menschen informieren können? Weit gefehlt, es war das US-Militär, das diese Technik haben wollte, um seine 1000 Stützpunkte auf der Weltkugel miteinander verbinden zu können. Und auch die Erfinder der „guten“ Techniken haben die Auswirkungen ihrer Arbeit wohl nicht wirklich bedacht. War zum Beispiel die Abtrennung der Menschen von der Natur wirklich so sinnvoll, wie das in zugepflasterten Großstädten heute leicht zu beobachten ist? Ich will diese Fragen gar nicht beantwortet haben. Sie spielen für mich keine Rolle (mehr).

  1. Gerald Hüther ist ein deutscher Neurobiologe. Er publizierte insbesondere zur experimentellen Hirnforschung und ist Autor populärwissenschaftlicher Schriften. Wikipedia (DE)
image_pdfimage_print

Kommentar hinterlassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert