Haben Sie Angst vor der Zukunft?

Ich wiederhole die Frage: Haben sie Angst vor der Zukunft, also vor dem, was am nächsten Morgen, in der nächsten Woche, im nächsten Monat oder nächsten Jahr passieren könnte? Das ist irreal, denn die Zukunft, egal wie lange sie vorausgesehen wird, ist unbestimmt und vollkommen offen. Das heißt nichts anderes, das es diese sogenannte Zukunft nicht gibt. In Wirklichkeit haben wir keine Angst vor einer wie immer gearteten Zukunft, das ist ein Phantasiegebilde, meint die Philosophie, sondern vor den unabsehbaren Folgen unserer eigenen Handlungen, vor den Handlungen der vielen anderen Menschen, die wir weder kontrollieren noch voraus sehen können und einer natürlichen Neigung unseres Planeten, unvorhersehbare Veränderungen in der Oberflächengestaltung und seiner Biosphäre zuzulassen.

Keine Angst, die nicht unmittelbar eine existenz- oder lebensbedrohliche Formen annimmt, ist berechtigt. Darüber hinaus sollten wir immer bedenken, wenn wir über Angst reden, das „sie ein schlechter Ratgeber“ ist, wie das ein Sprichwort so treffend formuliert. Gehen wir die in der Einleitung des Artikels genannten Faktoren einmal durch.

Da sind erstens die eigenen Handlungen, die bereits ohne Nachdenken ein bedenkliches Ergebnis erzeugen. Wir rauchen, wir nehmen ungesunde Nahrung auf, konsumieren Drogen wie Alkohol, stellen Waffen her und versorgen damit unzuverlässige Menschen, wir errichten Bedrohungen und Barrikaden, wir grenzen aus und verhalten uns häufig so, das wir auf Widerstand anderer stoßen müssen. Und dieses Wissen löst in uns ein seltsam beklemmendes Gefühl aus, das wir Angst nennen. Es ist die Angst vor unserer eigenen Ignoranz, denn der neue klare Trend wie zum Beispiel zu politischen Themen ist entweder die Haltung „Der drei Affen“ 1 oder die, eine ganz bestimmten Ausrichtung zu favorisieren und alles andere abzulehnen. Ähnliche Konstrukte wirken in vielen anderen Lebensbereichen. Genannt seien hier Ernährungsfragen, die Medizin, die Wissenschaften, der Kapitalismus als Wirtschaftssystem, die Bildungseinrichtungen und natürlich auch der gemeine Stammtisch. Nun, in diesem Fall ist diese Angst auf jeden Fall berechtigt, denn ihr Träger verzichtet auf sein Recht auf Selbstbestimmung und unterwirft sich dem, was er/sie vorfindet. Das nicht nicht wirklich hilfreich. Angst möchte im Dienst des Lebens Gefahren abwehren, die wir klar voraussehen können, aber dazu müssten wir hinschauen, hinhören und offen eine Meinung bilden, ohne uns an vorgefertigten und Interesse-geleiteten Argumenten zu orientieren. Beide Haltungen können nur an der Entstehung und Umsetzung eines tragfähigen und selbstbestimmten Willens regelmäßig und bedeutungsschwer scheitern. Die Grundlage einer friedlichen Ordnung war schon bei Kant die freie Willensäußerung des Volkes, ohne von Propaganda und Interessenargumenten von Eliten, Reichen, Interessegruppen und Mächtigen verwirrt werden zu können. Davon sind wir heute weiter entfernt als je zuvor.

Dann kommt an zweiter Stelle die Angst vor anderen Menschen, Lebewesen also, von denen wir wissen, das sie unberechenbare Handlungen initiieren können, Handlungen, die unvorhersehbare Folgen haben können. Als prägnantestes Beispiel für diese Art von Aktivitäten sind die vielen Erfindungen, die als Hilfe und als Segen gedacht waren, und die sich dann als Zerstörungspotential erwiesen haben. Ich denke da besonders an Dinge wie das Dynamit, das eigentlich bei Bauarbeiten zum Einsatz kommen sollte und dann für Krieg und Zerstörungen missbraucht wurde. Auf dieser Geschichte beruht ja wie wohl jeder weiß auch die Einrichtung der Nobelpreise, die Wohltäter der Menschheit auszeichnen sollten. Das auch das mittlerweile pervertiert ist, muss nicht dezidiert erwähnt werden. Wir haben viele Dinge erschaffen, die uns heute nicht mehr helfen, sondern uns und unseren Planeten mit all seinem Leben akut bedrohen. Und für deren Existenz sind Menschen verantwortlich, immer, und nicht Umstände und Phantasien, wie gerne gemutmaßt wird. Wer sich die Erfindungen der Jahrhunderte genau ansieht, wird feststellen, das nahezu alle erfolgreichen Neuerungen immer auch und bevorzugt für die militärische und machtpolitische Nutzung pervertiert wurden. Sprengstoffe, Waffen, Fahrzeuge, Kommunikationstechnologien, Flugzeuge und Fluggeräte, das Internet, die Raumfahrt, Digitalisierung, Navigationstechnologie, und selbst die helfenden Wissenschaften wie die Medizin, Psychologie und die Philosophie beteiligen sich maßgeblich an Zerstörung und Elend. Die Wissenschaften zeitigten nicht nur „Erfolge“. Sie haben auch radikal zu Verfeinerungen des Terrors beigetragen. Dann haben Menschen die Neigung, sich nur dann in Gesellschaften organisieren zu können, wenn diese auf Machtstrukturen beruhen. Es muss also gefühlt immer Menschen geben, die anderen Menschen sagen müssen, was diese zu tun haben. Und diese bestimmenden Menschen unterliegen stets der Gefahr, das sich ihr Machtpotential in Handlungen ausdrückt, die mit gemeinschaftsförderndem Verhalten nicht mehr beschrieben werden können. Neun Zehntel unserer gesamten Geschichte zeugen von dieser Art des Fehlverhaltens, und die wenigen Versuche, diese Gefahr zu bannen, waren meist von kurzer Dauer und haben stets in Katastrophen geendet. Schönstes Beispiel ist die deutsche Vorgeschichte zum Zweiten Weltkrieg. Soweit erst einmal die Beschreibung der Gefahr „Der andere Mensch“.

Und dann ist da ja noch die höchst prekäre Neigung unseres Planeten, sogenannte Naturkatastrophen auf der Oberfläche erzeugen zu können. Ob das dann Überschwemmungen, Vulkanaktivitäten, Erdbeben, Wetterphänomene wie Stürme und Starkregenfälle, große Hitzewellen oder Kälteeinbrüche sind, stets sind die Auslöser dazu nicht eindeutig zu definieren. Der Planet bewegt sich im Raum mit großer Geschwindigkeit auf einer Umlaufbahn um die Sonne, dreht sich mit hoher Geschwindigkeit um sich selbst und hat einen sehr heißen und flüssigen Eisenkern, der sich ebenfalls in einer Drehbewegung befindet. Dann ist dieser Planet mit einer sehr dünnen erkalteten Schicht überzogen und trägt eine Atmosphäre, die aus einer Mischung von Gasen besteht, die sich nicht allzu sehr verändern darf, um das Lebendige auf der Oberfläche nicht zu gefährden. Dann ist der Planet im leeren Raum angesiedelt, der auch andere aus Materie bestehende Flugkörper enthält, die sich zum Teil zumindest auf sehr schwer voraussehbaren Routen bewegen und von großen Materiekörpern angezogen werden. Die Gefahr durch Meteoriten ist somit immer gegeben. Das bedeutet doch, das wir auf unserer Welt schon von den Grundlagen her in sehr prekären Verhältnissen unser Leben fristen. Und dieses Leben ist auch noch begrenzt auf eine im Angesicht des Kosmos sehr kurze Zeitspanne und enthält auch noch Gefahren aus uns selbst wie Krankheit, Verletzungen, Altern und Tod. Was bedeutet das letztlich im Überblick? Selbst wenn wir alles, wirklich alles richtig machen würden, verbleiben wir trotzdem in einer äußerst prekären Situation. Dazu ist der Menschheit bis heute nur ein einziger sehr klug zusammengesetzter Satz eingefallen:

Ändere, was du ändern kannst, akzeptiere, was nicht verändert werden kann und halten Frieden in deinem Geist/Seele. Und natürlich sind diese Entscheidungen regelmäßig zu überprüfen, denn nichts in einer Welt ist endgültig festgelegt.

Angst allerdings ist eines der Gegenteile von Frieden. Wer Angst in sich trägt ist von Frieden weit entfernt. Darüber sollten wir als Menschen einmal gründlich nachdenken.

Wir können unsere prekäre Lage auf unserem Planeten nicht ändern. Die kosmischen Gegebenheiten übersteigen unsere Fähigkeiten zu einer Änderungen in einer unendlichen großen Dimension. Das ist zu akzeptieren. Auch können wir schwerlich verhindern, das es immer wieder Menschen geben wird, die sich anderen oder der Gesamtheit des Lebens gegenüber in einen feindseligen Verhalten ausdrücken. Die Gefahren, die sich von dort uns nähern können/werden sind unkalkulierbar und können daher nicht beseitigt werden. Auch das wird nur in der Kategorie „akzeptieren“ angesiedelt werden müssen. Wo wir allerdings erheblichen Einfluss nehmen könnten sind die Inhalte und Forschungsaufgaben der Wissenschaften, damit nicht neue zur Gewalt- und Machtausübung geeignete Technologien hinzukommen. Nehmen wir nur das als Beispiel, was wir KI nennen. Wo bleibt beim Einsatz von KI, der sich fast ausschließlich im Dienste der Machtausübung befinden wird, der Wille des einzelnen Bürgers? Die Nutzer von KI verfügen schon heute über großes Kapital, viel Macht und Einfluss und sie entwickeln diese KI, um was zu tun? Natürlich werden sie dafür sorgen, das ihr Geld ihren Einfluss und ihre Macht und damit ihr Kapital vergrößern wird. Wer etwas anderes annimmt, erkennt die Motive nicht , die hinter KI stehen. Wo wir Einfluss nehmen sollten ist die Ausbildung eines erweiterten Menschenbildes, das die Ausübung von Gewalt in jeglicher Form zwar nicht verbietet, aber diese als ungeschickt und untauglich ausweisen würde. Und wir könnten Einfluss nehmen auf unsere Fähigkeiten, auch ohne Machtstrukturen ein friedliches Leben zu führen. Es gibt in der Literatur unzählige Vorschläge dazu, und obwohl sie meist nur belächelt werden, enthält jeder von ihnen zumindest eine kleine Idee, die einfach nur umgesetzt werden müsste, um sich als Erfolg herauszustellen. Ein paar dieser Ideen bzw. Einsichten möchte ich im Anschluss kurz vorstellen. Sie stellen durch Bewusstwerdung in meiner Vorstellung einen gangbaren Weg dar, die Angst aus unseren Köpfen zu vertreiben und zu einem friedlicheren und beglückendem Leben beizutragen.

  1. Augen zu halten, Ohren zu halten, Mund zu halten, und sich jeglicher Eigenständigkeit enthalten.
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