Eine EINSICHT fürs 70te Lebensjahr

Nun, ich kann diese Frage ganz leicht beantworten. Schlecht daran ist, das mit dieser Einstellung des Lebens es nur noch wenigen Menschen gelingt, an dir und deinen Bedürfnissen Geld zu verdienen und so ihre Macht und ihren Einfluss auszubauen. Mit dieser Einstellung funktioniert das „Immer mehr, immer besser, immer schneller, immer größer“ nicht mehr, mit dem wir unsere Gesellschaft aufgebaut haben. Auch tangiert „Macht“, wer auch immer sie inne hat, dich relativ wenig. Was kann die mit Macht ausgestattete „Führungspersönlichkeit“ mit einem Menschen dieser Einstellung anfangen? Sie müsste ihm Essen und Trinken wegnehmen, das Dach über seinem Kopf zerstören und ihn seiner geringen Habe berauben, um Aktivität zu erzwingen. Dieses aber würde sich doch wohl schnell gegen den richten, der ihm diese Sicherheit genommen hat. So läuft es schon immer. Wie sagt schon das das uralte Weisheitsbuch der Chinesen so richtig:

Tao Te King, Vers 3
Bevorzuge (als Herrscher) die Fähigen nicht, und das Volk wird nicht streiten.
Gib Kostbarkeiten keinen Wert, und das Volk wird nicht stehlen.
Zeige das Begehrenswerte nicht, und das Volk wird nicht verwirrt.
Deshalb leert der Weise die Herzen und er füllt die Bäuche.
Er schwächt das Begehren und er stärkt die Knochen.
Er lässt das Volk ohne Wissen und ohne Wünsche.
Er sorgt dafür, dass die Wissenden nicht zu handeln wagen.
Indem er selbst das Nichttun übt, so kommt alles in Ordnung.

Was heißt hier, „die Herzen zu leeren“? Als Herzensfülle betrachtet man in China all die Leidenschaften, auf die wir im westlichen Europa so sehr fixiert sind: Begierde, also mehr haben wollen von Allem, Liebe, vor allem in der Form, von Anderen geliebt zu werden, Hass, also angestrengt Feindbilder pflegen, Eitelkeit, die sich dadurch ausdrückt, sich für jemand Besseres zu halten, Macht in der Form, anderen seinen Willen aufzwingen dürfen und Reichtum, d.h. sich Alles und Jeden kaufen können. Einige dieser Punkte erklären sich selbst, andere bedürfen einer Erläuterung. Wer geliebt werden möchte, ohne selbst zu lieben, pflegt nicht das, was wir per Definition Liebe nennen. Lieben heißt doch immer, ohne Erwartungen zu lieben. Ich liebe, ohne z.B. Gegenliebe zu erwarten. Auch mit dem Reichtum ist es so eine Sache. Warum sammeln viele Menschen übermäßig Reichtum an? Das macht doch eigentlich gar keinen Sinn. Auf das Viele muss ich permanent aufpassen, denn es facht den Neid anderer an. Viel zu haben bedeutet doch auch, sich um die ganze Habe immerzu kümmern zu müssen. Wäre es nicht vernünftiger, gerade soviel zu haben wie man braucht, und mit dem Zu-viel einfach anderen zu helfen, die nicht das Glück hatten, erfolgreich zu sein. Das heißt ja nicht, das auf den einen oder anderen Luxus verzichtet werden muss. Es wäre doch schon mal ein Anfang, wenn Reiche ihr Vermögen nicht nutzen würde, um andere über den Tisch zu ziehen oder auszubeuten. Auch „Hass“ ist so ein Wort, um das Legenden sich rangen. Die wohl häufigste Hassvorstellung kommt doch davon, das eine erbrachte Liebe nicht erwidert oder enttäuscht wurde. Wie bereits angemerkt war das wohl von Anfang an keine Liebe. Wenn nichts erwartet wird, kann auch nichts enttäuschen, kann Liebe nicht in Hass enden. Der zweite Hassblock hat doch stets wohl die zum Ziel, die andere Vorstellungen, Meinungen, Vorlieben haben oder einfach nur anders aussehen. Ich persönlich bin schon der Ansicht, das man andere Menschen nicht unbedingt mögen muss, aber hassen? Das geht doch nur gegen die eigene Gesundheit, denn Hass ist ein Gift, das den Geist verklärt und unwirklich werden lässt. „Die Herzen zu leeren“ heißt also, sich von Leidenschaften zu befreien. „Die Herzen zu leeren“ bedeutet letztlich, maßvoll zu leben. Manche mögen so ein Leben langweilig finden. Es fehlt wohl die Aufregung, die Anregung des immerzu Neuen, der Nervenkitzel, das Sonnen im Licht der Bekanntheit, das Erzählen können über etwas Außergewöhnliches und was sonst noch Menschen so alles anstreben. Ist das aber wirklich wichtig? Ich selbst versuche mich, von all diesen Martyrien 1 fernzuhalten. Ich brauche weder Macht noch Reichtum, brauche keine Aufregung und keinen Nervenkitzel, hasse nicht und finde es selbstverständlich, das Andere andere Ansichten haben. Ein ruhiges, ausreichend gesichertes, einfaches Leben, seinen Bedürfnissen und Hobbys nachgehen und des Abends spät leer im Gemüt ins Bett fallen und schlafen in stiller Erwartung des neuen Tages. „Nichts, was belastet, nichts was anliegt, nichts, was getan werden muss, nichts was zu bereuen wäre“ sorgt für einen ruhigen, erholsamen Schlaf und gibt Kraft für den nächsten Morgen… Was ist falsch daran? Und die Antwort ist nicht „42“ 2, sorry 3, sondern einfach nur: „nichts“. So einfach wünsche ich künftig und nach langem Nachdenken mein vor mir liegendes Leben zu leben!

  1. Duden: Schweres Leiden (bis zum Tod) um des Glaubens oder der Überzeugung willen.
  2. KI-Filmantwort auf die Frage aller Fragen, steht wohl für Unendlich (∞).
  3. Neudeutsch: Entschuldigung, bezeichnet aber hier einen Ausdruck, der gar nichts von Schuldig-Sein beinhaltet.
image_pdfimage_print

Kommentar hinterlassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert