Warum bin ich hier?
Jetzt
und mit dieser Frage beginnt eine gewisse Spannung in die
Fragestellungen zu geraten, denn hier können, je nach Art, Tiefe
und Neigung der Betrachtung sehr unterschiedliche Ergebnisse
herauskommen. Hier sind der Phantasie keinerlei Grenzen gesetzt.
Grundlegend unterscheide ich hier zwei Kategorien, wobei ich der
Ersten eine Grundannahme anheimstelle und der Zweiten eine
Grundannahme grundsätzlich verwehre. Diese Grundannahme stellt die
Existenz einer Autorität oder Ursache nicht in Frage, die Absolut
genannt werden kann. In unserer Alltagssprache heißt das dann Gott,
Atman, das Universum, der Ursprung, das Schicksal, die Vorsehung oder
ähnlich. Hier wird ein Absolutes zugrunde gelegt, das außerhalb der
Relativität unseres Denkens steht und Macht oder etwas
Unabänderliches besitzt. Alle Religionen, nahezu alle Kulturen und
Organisationsformen der Menschen besitzen ein solch Absolutes oder
bestimmen einen oder etwas aus ihrer Mitte, um dieses Zentrum zu
schaffen. Die andere Kategorie verzichtet gänzlich auf die Existenz
oder Installation eines Absoluten und findet sich somit ab in der
Ungewissheit des Relativen, wobei auch hier Regeln und Kulturformen
entwickelt werden, die folgerichtig als bewusst-relativ verstanden
werden. Diese kategorische Form ist sehr schwierig zu beschreiben, da
das Kreisen in der Relation andere Formen der Autorität notwendig
macht. Als Beispiel der letzten Form seien der Advaita Vedanta und
der Buddhismus des Mahayana genannt. Unzählige Antworten gibt es
also auf die Ausgangsfrage und es gelingt nicht, diese Frage zu einem
Abschluss zu bringen. Sie bleibt offen und verlangt damit vom
Fragenden eine Entscheidung, die immer wieder neu bekräftigt werden
muss.
Habe ich hier auf der Welt eine
Aufgabe zu erfüllen?
Nahezu alle Kulturen, Religionen und
Ansichten in und über die Welt beantworten diese Frage mit ja, und
im gleichen Kontext würde eine Antwort nein stets als eine
krankhafte Geistesstörung angesehen. Was ist oder kann also Aufgabe
eines Lebens sein. Da wir auch hier in Relationen denken müssen sind
viele Antworten möglich. Die grundlegendsten davon beinhalten immer
die Fortsetzung, den Erhalt der Art, des Lebens und damit der uns
bekannten Welt. Es ist bezeichnend für diese Fragestellung, das eine
Antwort nein auch das Erlöschen der Frage bedeuten würde. Setze ich
die möglichen Rahmen der Betrachtung enger, könne eine Antwort
möglich sein, das Leben auf der Welt zu verbessern (Hunger, Armut,
Not abzuschaffen) oder über Öffnung und Weitung des Bewusstseins
neue Möglichkeiten zu erschließen.
Was ist wichtig?
Diese
Frage fragt nach einem Rahmen, in den ich künftige Entscheidungen
einbetten kann und mir eine Hilfe dabei gibt, die mir Sicherheit
vermittelt. Doch wie wir gesehen haben in der Argumentation oben,
gibt es keine richtige, keine einzige Antwort auf diese Frage
außerhalb der Relativität. Auch hier ist der Rahmen von mir selbst
zu setzen, und innerhalb dieser Konfiguration dann sind
Entscheidungen sicher möglich. Es gibt sehr weite Rahmen, sehr enge
Rahmen, beide mit der Möglichkeit großer Autoritäten oder auch,
wie in den bereits genannten Weltanschauungen, der Verzicht auf
Setzungen. Wichtig auf jeden Fall ist die Annahme, dass unser Leben
als Art erhaltenswert ist und weitergeführt sollte. Damit verbunden
ist auch die Sorge um die Erde, die zumindest heute die einzig
mögliche Lebenswelt darstellt. Wichtig wäre also zu leben, das
Leben und somit auch die Erfahrungen und Wissen darüber
weiterzugeben an künftige Generationen.