Es wird viel geredet über die Internetplattform Amazon, die einerseits den Bücherläden eine fast übergroße Konkurrenz macht und die andererseits ihre Steuern im Ausland entrichtet. Nun, auch hier müssen Sie gar nicht verzichten. Ich zum Beispiel suche gerne und viel bei Amazon im Sektor Bücher, bestelle und kaufe aber bei Gebrauchtbuchhändlern oder direkt beim Verlag. Weiterhin nutzen viele kleine Händler das Bestell- und Abrechnungssystem von Amazon, um gezielt Nischenwaren an den Kunden zu bringen. Dazu haben sie und wir nahezu keine Alternative. Sie bekommen diese speziellen Waren nicht in einem Laden oder über eine eigene Webseite an den Mann. Der eigene Laden rechnet sich nicht und eine eigene Webseite zu unterhalten ist aufwendig. Ich kenne nur eine einzige Buchhandlung, die versucht, wie Amazon einen umfangreichen Service übers Netz anzubieten. Sie werden, wenn Sie im Laden kaufen wollen, stets auf einen zusätzlich Bestellprozess verwiesen, der sie nach Tagen nochmals in den Laden zwingt und die nahezu immer teurer ist. Meine Ansicht: Dann kann ich direkt auch selbst bei Amazon bestellen. Außerdem kann ich dann durch das größere Angebot die Preise besser vergleichen und komme deutlich preiswerter davon. Ich verstehe die Sorge, die erklärt, auf Amazon zu verzichten. Aber bitte, es müsste dazu eine Alternative angeboten werden. Meine Lieblingsjeans gibt es nur in wenigen Läden. Manche Elektroteile bekomme ich nur übers Netz und von Ersatzteilen für zu reparierende Geräte will erst gar nicht anfangen. Das ist ohne Online zu agieren mehr als frustrierend. Also ich habe nichts gegen Amazon, warum auch? Können Sie mir eine einzige brauchbare Alternative nennen? Ich kenne keine. Warum entwickelt in Europa niemand eine Plattform, auf der kleine Unternehmen ihre Produkte weitgefächert anbieten können? Warum entwickelt niemand eine Plattform, die Zahlungsprozesse sinnvoll abzuwickeln vermag? Und die dritte Frage: Warum sollte ich also zu deutlich teureren und weniger Kunden-orientierten Anbietern wechseln?
Soweit zu den Einstellungen, mit denen Sie ohne großen Aufwand etwas zur Verbesserung der Gesellschaft beitragen können, ohne auf Ihre Vorteile verzichten und ohne mit negativen Bekanntheitsmotiven rechnen zu müssen.
Bei den Problemstellungen, auf die Ihr Einfluss nahezu „null“ sein wird wie zum Beispiel bei der Kriegs-, Bildungs-, Gesundheits-, Außen-, Medien-, Finanz-, Verkehrs- und Geopolitik muss ich auf Ihre Verantwortung als Wähler verweisen, da nahezu alle anderen Wege verbaut sind. Demonstrationen sind in Zeiten des Internets keine meinungsbildende Quelle mehr. Es gibt Gegendemonstrationen, es werden Teilnehmerzahlen klein- oder groß geredet und über manche Veranstaltungen erfahren sie in der Qualitätspresse einfach wenig bis nichts. Es gehört halt nicht in deren Meinungsstall, darüber informativ zu berichten. Wählen Sie, wenn Sie zur Wahl gehen, die Partei, die Ihre Vorstellungen von Gesellschaft umzusetzen bereit ist. Eine andere Wahl haben Sie nicht. Ihr Fokus sollte dabei auf fünf Fragen beruhen: 1. Was sagen die Parteiprogramme und Parteiführer? 2. Was machten sie letztens, nachdem sie gewählt wurden? 3. Was nutzt es mir, wenn sie ihre Versprechen umsetzen würden? 4. Wie haben sie das in der weiten Vergangenheit umgesetzt? 5. Wie oft wurde ich von ihnen schon enttäuscht? Und wenn alle großen Parteien dann nicht mehr in Frage kommen, wählen Sie eine kleine. Die Stimme ist nicht verloren! Sie können sich umfassend informieren, sie können Lesen, Recherchieren, Auswählen und ihre Meinung gestalten wie immer auch Sie das wünschen. Und ich empfehle dabei, nicht nur den eigenen Meinungsstall zu konsumieren, sondern sich auch hier und da die anderen Ställe anzusehen. Es lohnt sich sogar, die Meinung ihrer Feinde sprich Andersdenkenden anzuschauen, nachzulesen und zu recherchieren. Zu wissen, was der Feind denkt ist immer ein Vorteil. Es erfordert Kraft, ja, es erfordert Geduld, oh ja, und es erfordert auch Überwindung, ja bestimmt, aber es lohnt sich. Jede politische Richtung, jedes Wirtschaftsunternehmen, jeder Staat und jede Gesellschaft arbeitet heute mit Propaganda. Und ich bin mir sicher, auch Ihr Meinungsstall macht das. Dazu wurden die Sozialwissenschaften mal gegründet. Mit ihnen wird erforscht, wie sich eine Masse verhält, wie Meinungen entstehen und welche Grundlagen das alles hat. Und damit erfährt der Auftraggeber der Studien nicht nur, wie er sozialer sein kann, sondern auch, wie die Masse benutzt und gesteuert werden kann, sei es als Konsument (Werbung), als Wähler und sogar als Hilfesuchender. Und sie haben nur zwei Möglichkeiten, damit umzugehen: Sie informieren sich wie oben beschrieben oder sie werden manipuliert und ausgenutzt. So einfach sehe ich das. Sie sind der Souverän. Wie wollen sie diese Aufgabe der Demokratie meistern, wenn Sie nicht umfassend informiert sind? Das ist logisch, oder? Nutzen Sie das Internet. Dafür ist es da!
Und zu Abschluss noch ein paar Schlagworte 1, mit der Sie Propaganda erkennen können:
Redaktionelle Techniken
a. Themenauswahl: Einseitige Auswahl, Gewichtung oder Platzierung, b. Schlagzeilen: Einseitige Wahl von Titel, Untertitel oder Zwischentitel, c. Konfliktparteien: Einseitige Zuteilung von Text oder Redezeit, d. Drittquellen: Einseitige Auswahl oder intransparente Kennzeichnung, e. Interviews/Gäste: Einseitige Auswahl, Bezeichnung oder Gesprächsführung, f. Kontext: Sinnverändernde Auslassung von Kontextinformation
Sprachliche Techniken
a. Unterstellungen; unbelegte oder falsche Behauptungen, b. Manipulative Wortwahl, Formulierungen, Bezeichnungen, c. Manipulative Suggestionen, Insinuationen 2 , Assoziationen, d. Manipulative Übersetzungen und Zitierungen
Audiovisuelle Techniken
a. Manipulative Verwendung von Bild-, Ton- oder Filmmaterial, b. Manipulative Bearbeitung von Bild-, Ton- oder Filmmaterial, c. Manipulativer Einsatz von Hintergrundmusik, d. Manipulative Mimik, Gestik, Intonation
Weitere Techniken
a. Berufung auf Autorität oder Prestige, b. Diffamieren; Diskreditieren; Verhöhnen, c. Idealisieren; Bagatellisieren; Verbrämen, d. Emotionalisieren; Personalisieren; Pauschalisieren, e. Andere
- Überschriften aus einer Studie von Swiss Propaganda Research vom Oktober 2016. Es lohnt sich, das mal durchzulesen. ↩
- Das Wort Insinuation und das zugehörige Verb insinuieren bedeutet wörtlich „an den Busen bringen“, also „an das Herz legen“ oder „nahelegen“, ursprünglich sowohl im Sinn einer Schmeichelei als auch einer förmlichen Eingabe. Wikipedia (DE) ↩

