Das Ringen um Freiheit

Zitat (Handbuch philosophischer Grundbegriffe, Kösel):

Innerhalb der Philosophie des dogmatischen Realismus 1 eröffnet sich demnach keine Aussicht auf ein Weiterkommen in der philosophischen Klärung des Begriffs der Freiheit. Der Philosophie bliebe lediglich die Aufgabe, Freiheit als ein irreführendes, dem Menschen eine angemaßte Würde gegenüber der Natur vorgaukelndes Wort zu entlarven und den Begriff zu eliminieren.

Dogmatisch ist der Realismus dann, wenn er weder metaphysisch noch ontologisch determiniert ist und diese Ansicht als die allgemein gültig betrachtet wird. Sowohl die Wissenschaften als auch die Finanz- und Wirtschaftssysteme europäischer Prägung bauen auf dieser Form auf. Kommen wir zurück zu dem gründenden Frage: Was ist der Gegensatz der Freiheit? Gibt es das überhaupt? Meiner Ansicht nach ist die Freiheit, wie wir in Europa sie verstehen, eine Idee mit einer sehr unscharf gezeichneten Wirklichkeit. Das hindert uns aber scheinbar nicht daran, diese Idee ohne ausgearbeitete Form in die Welt anderer Völker hinauszutragen.

Andere Versuche, Freiheit und deren Gegensatz zu definieren versuchen die Weltreligionen beziehungsweise nahezu alle Religionen. Ihr Hauptanliegen besteht dann darin, Ideen und Handlungen in Systeme einzuordnen, die sich auf den Gegensätzen wie richtig/falsch, heilig/sündig und/oder Gott-gewollt/teuflisch aufbauen. Freiheit oder freiheitlich als Begriff kommt in Religionen eher selten vor, denn Gott oder seine Repräsentanten, wer auch immer diese eingesetzt hat, bestimmen die Auslegung. Das geschieht meist auf der Basis sehr alter antiker Schriften (Christentum: Bibel, Islam: Koran, Judentum: Tora, Buddhismus: Sutren, Hinduismus: Veden, usw.). Nahezu alle absolutistischen Systeme wie zum Beispiel die Monarchie betrachten die herrschende Klasse bzw. deren Repräsentanten als von Gott eingesetzt (Christentum, Judentum, Islam) und/oder stellen die herrschende Ordnung, die sich vorfinden lässt, nicht in Frage (Buddhismus, Hinduismus, Taoismus). Hier also nach einer Antwort zum Begriff „Freiheit“ zu suchen ist von wenig Erfolg gekrönt.

Weitere Versuche, Freiheit zu definieren. werden von den verschiedensten politischen oder staatstragenden Systemen versucht. Bekannt und geläufig sind die Versuche mit Links- vs. Rechts- Unterscheidungen, in Sozialismus(Kommunismus)- vs. Demokratie-Einordnungen und/oder Monarchie vs. Oligarchie vs. Ochlokratie 2 Da alle diese Formen eine Herrschaftsform darstellen, in der einige wenige die Macht haben, über eine breitere Bevölkerung zu bestimmen, kann Freiheit als absoluter Begriff hier keine Verwendung finden. Ein Mensch, der geführt wird, vielleicht sogar unter Androhung von Ressentiments oder Gewalt, ist nicht frei.

  1. Der Begriff Realismus umfasst eine Vielzahl philosophischer Positionen, nach denen vom menschlichen Bewusstsein unabhängige Phänomene existieren, die auf uns einwirken und die wir sprachlich bezeichnen können. Dabei werden realistische Thesen bezüglich ganz unterschiedlicher Phänomene diskutiert, sodass man genauer jeweils von einem Realismus bezüglich eines bestimmten Problembereichs spricht. Wird die Existenz einer denkunabhängigen Realität angenommen, spricht man von metaphysischem oder ontologischem Realismus. Genauerhin spricht man auch hier jeweils wieder von Realismus bezüglich unterschiedlicher ontologischer Objekte. Wikipedia (DE)
  2. Ochlokratie (altgriechisch aus óchlos, deutsch ‚Menschenmenge‘, ‚Masse‘, ‚Pöbel‘, und -kratie), deutsch auch Pöbelherrschaft, ist ein abwertender Begriff für eine Herrschaftsform, bei der eine Masse ihre politischen Entschlüsse als Mehrheit oder durch Gewalt eigennützig durchsetzt. Der Begriff wurde durch den Historiker Polybios (um 200–118 v. Chr.) in die antike griechische Staatstheorie eingeführt. In seinem Verfassungskreislauf stellt er die Ochlokratie als Verfallsform oder „Entartung“ der demokratischen Staatsform dar. Dabei gehe die Orientierung am Gemeinwohl verloren, stattdessen würden Eigennutz und Habsucht das Handeln der Bürger bestimmen.
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