Das gute, richtige und sinnvolle Leben

Stellen wir also die Frage nach dem Ich, das fragt…

Nun, da die Frage nach dem ‚Leben an sich‘ sich wohl nicht schriftlich oder Ereignis-setzend beschreiben lässt, bleibt nur noch die Fragestellung weiter einzugrenzen, um im Artikel weiterzukommen? Ich könnte jetzt weitergehen, indem ich die letzte Überschriften-Frage ergänze um den Einwurf, wer denn die Frage nach dem Leben eigentlich stellt. Wo eine Frage auftaucht, muss es eine Instanz geben, die diese Frage stellt. Die gestellte Frage ist somit eine Wirkung auf eine als existent gesetzte Ursache, da ja alles auf dieser Welt dem Gesetz der Kausalität 1 unterliegt. Und die einzig benenn-bare Ursache ist dann das ‚Ich‘, das euro-indische Philosophen wie Descartes zum Beispiel in ein ‚Ich denke, also bin ich‘ eingebettet haben. Ich werde also im Weitergehen nach diesem ‚Ich‘ fragen müssen, das die Frage nach dem Leben stellt.

Exkurs: Seltsam an der genannten Definition über die Kausalität ist nur, das eine der großen Kulturen der Welt (China) und seine philosophischen Traditionen, die immerhin auf Namen wie Kungtzu und Laozi aufgebaut sind, vollkommen ohne ‚Ursache und Wirkung‘ als Gesetz auskommen. Es stimmt also nicht, das alle großen Denker das als ‚richtig‘ ansehen. Es sind eigentlich sogar nur die euro-indischen Denkrichtungen, die Kausalität als Grundsatz ansehen. Viele Naturvölker sehen dazu wie das alte China 2 ebenfalls keine Notwendigkeit. Nun könnte man das Fehlen dieser Setzung als rückständig, als vor-philosophisch betrachten und daher ignorieren 3, nur, in China gab es eine Tradition, die es durchaus mit der euro-indischen Philosophie aufnehmen konnte und auch so etwas wie Kausalität kannte, den Monismus nämlich, aber die chinesischen Denker lehnten diese Form von Weltsicht bewusst ab. Sie taten das aufgrund der Überlegung, das das Aufteilen eines Lebens in Ereignisse nicht dazu in der Lage sei, einer Beschreibung des ‚Lebens an sich‘, des Lebens als Strom, des Lebens als Prozess gerecht zu werden. Sie entschieden sich vielmehr für das aus dem Taoismus stammende Dao, um die Fragen nach dem Leben zu stellen. Die Lehre des Dao nimmt das Leben an so wie es sich gerade darstellt und hinterfragt es nicht weiter. Es geht mehr darum, dem Strömen des Lebens keine Steine in den Weg zu legen und es trotzdem auf dezente und heilende 4 Art und Weise zu regulieren (Kungtzu). Regulieren und Zulassen sind die beiden großen Werkzeuge in dieser Kultur, die älter ist als jede Europäische und daher ganz und gar nicht als eine Vor-Kultur angesehen werden sollte. Das erscheint mir überheblich und damit typisch europäisch zu sein. Das Gesetz der Kausalität ist also nicht absolut gültig und ist daher auch nicht als ‚Wahrheit‘ bezeugbar 5.

Kommen wir nach diesem Ausflug in die Philosophie-Geschichte zurück zu der Frage nach dem ‚Ich‘, das die Frage nach dem Leben stellt. Das ‚Ich‘ hat in der Geistesgeschichte keinen wirklich guten Ruf. Viele Religionen wie der Hinduismus, der Advaita-Vedanta oder der Buddhismus betrachten dieses ‚Ich‘ oft als die Ursache allen Leidens. Es ist somit sozusagen Schuld an allen Übeln dieser Welt. Gier, Hass und Verblendung sind die Grundübel dieser Lehren. Sie alle bauen auf der Basis eines ‚Ich-Sein-Könnens‘ auf. Daher setzen diese Lehren oft dem Menschen die Aufgabe, dieses ‚üble Ich‘ aus dem Bewusstsein zu löschen. Es stellt sich somit an dieser Stelle die Frage: Ist das Löschen dieses ‚Ich-Sein-Könnens‘ wirklich für ein ‚gutes Leben‘ notwendig, wie das diese Traditionen fordern? Wir erinnern uns, Kausalität ist indo-europäisch und in den drei genannten Traditionen prägend. Prägend ist auch die Verwendung des Adjektiv ‚gutes‘ in diesem Zusammenhang. Ich hatte deren Verwendung aber schon auf Seite 2 behandelt und für mich zumindest als nicht zielführend erachtet. Kommen wir daher auf die alte chinesische Tradition zurück, in der ja eine andere Grundlage gesetzt ist, und fragen darin nach einem ‚Ich‘, so werden wir feststellen, das China und seine Schriften in der alten Zeit nicht nur Kausalität vermissen lässt, sondern auch keinen Ich-Begriff benötigt, um zu Kommunizieren. Wenn es also eine Sprache gibt, die ohne Ich auskommt, lässt sich die Notwendigkeit, ein Ich zu haben, ebenfals nicht als allgemeingültig setzen. Somit ist die Frage nach dem Ich ebenso hinfällig wie die Frage nach den Adjektiven und Substantiven. Nach ‚Leben an sich‘ können wir auch nicht mehr fragen. Das hatte ich ebenfalls verworfen.

Betrachte ich nochmal kurz das ‚Ich-sein-Können‘ vollkommen ohne Vorurteil und in der Form einer für mich gültigen Erzählung, bin ich subjektiv betrachtet eigentlich recht froh, über diese Fähigkeit verfügen zu können. Die Tatsache, das ich oft erst am späten Abend in der Dunkelheit sicher und problemlos nach Hause in meine Höhle komme verdanke ich der Tatsache, das ich weiß, wo dieses mein Zuhause sich befindet und es Mittel und Wege gibt, mich dort auch im Dunkel der Nacht hinzubringen. Habe ich dann Hunger und/oder Durst und gehe zum wohl gefüllten Kühlschrank, bin ich sehr froh darüber, das ich gestern, satt und zufrieden nach gelungenem Mahl, daran gedacht habe, das ich auch heute Hunger haben könne und vorsorglich dieses kühlende Wunderwerk der Technik mit neuen Leckereien befüllt habe, die mir bekannte Spezialisten in ihren Läden in hervorragender Qualität herstellen und anbieten. Ohne ein ‚Ich-Sein‘ und dem damit verbundenen ‚Wir-Sein‘ würden solche freudvollen Erlebnisse nicht wirklich stattfinden. Das ‚Wir-Sein‘ ist in meinem Denken der Grundpfeiler, auf dem sich mein ‚Ich‘ Entwicklungsgeschichtlich hat aufbauen können. Denn ohne die Gemeinschaft des Wir wären Sprache, Verständigung, Gemeinschaft und Zusammenwirken zwischen Menschen nicht möglich. Das erst hat Menschen zu dem gemacht, was sich heute als Spezies Mensch bezeichnet und die uns bekannte Welt regiert. Das derselbe Mensch sich nicht selten als die Krone der Schöpfung betrachtet und sich wie ein absolut herrschender Monarch in der Lebenswelt verhält, ist in meinem Denken eine pervertierte Ansicht. Sie ignoriert die Kreisläufe, die zwischen Lebewesen existieren und sieht die gegenseitigen Abhängigkeiten nicht. Die Bildung von Gemeinschaften ist das Erfolgskonzept des Menschen, und dazu gehören somit auch die großen Erfolge von Kultur und Technik. Das dabei aber nicht alles Gold ist, was glänzt, ist eine andere Geschichte und für einen anderen Artikel vorbestimmt. Gehen wir also zurück zum Thema: Was bleibt also jetzt noch von der Ausgangsfrage übrig?

  1. Kausalität: Das Gesetz von Ursache und Wirkung ist das 6. Hermetische Prinzip. Dieses Gesetz des Universums enthält die Wahrheit, die besagt, dass nichts durch Zufall geschieht, dass der Zufall nur ein Ausdruck ist, der eine Ursache anzeigt. So ist das Prinzip von Ursache und Wirkung die Grundlage von allem wissenschaftlichen Denken, ob alt oder modern, und wurde von den Lehrern der Hermetik formuliert. Dieses Prinzip von Ursache und Wirkung ist von allen großen Denkern der Welt als richtig angenommen worden. (www. Hermeneutik-international. com)
  2. Neuere chinesische Philosophen haben die Kausalität als Motiv wieder aufgegriffen, aber nicht grundsätzlich als Gesetz anerkannt. Sie folgen damit der Globalisierung, in der auch europäische Schriften ins Chinesische übertragen werden müssen.
  3. Wie das große europäische Philosophen, zum Beispiel Hegel, ja auch getan haben.
  4. Die alte Definition: Dem guten Leben (Dao) zu dienen.
  5. Wenn ich weiß, das Denken auch ohne die Anwendung von Kausalität ganz gut funktioniert, kann ich nicht Zeuge sein dafür, das dieses Gesetz grundsätzlich notwendig ist.
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