Unwissen und dessen Bezug zu Freiheit

Der Tod und das Gewissen

Das wir zur Zeit des Lesens hier leben ist uns bewusst. Gilt das aber auch über die Zeit danach? Die Zeit danach, so die allgemein gültige Erzählung, die nahezu in allen Kulturen kursiert, liegt zumeist nach einem gelungenen Leben in einem Paradies als Belohnung oder einer wie auch immer gearteten Hölle. Wie das auch immer genannt werden wird, ob das Paradies ein Garten, ein Fest oder ein Nirvana darstellt und die Hölle eine Bestrafung, eine Wiedergeburt oder ein Schattenreich sein soll, im Prinzip ist das alles in allen Religionen und Kulturen gleich aufgebaut: Halte dich an die Regeln, und es wird gut sein; verletzt du die Regeln, wird es schlecht werden. Hat sich jemals einer Gedanken gemacht, warum solche Vorstellungen entwickelt wurden und wem sie zu nutzen versprechen? Menschen leben in einem Geist der Erinnerungen, sind gestaltet nach dem, was sie erlebt, erarbeitet, erbeutet, erlitten oder erreicht haben. Das ist in Deutschland, einem reichen Land im Verhältnis zur Weltgesamtheit, meist sehr viel. Und Menschen wissen, das dieses Leben jetzt nur eine begrenzte Dauer haben wird und irgendwann enden wird. Und es ist tagtäglich zu beobachten, das alles Erreichte mit dem Tod zurückgelassen wird. Im Schnitt werden also für jeden, um es einmal klar auszudrücken, 80 Jahre des Bemühens, des Sammeln und Hortens, mit einem Schlag hinfällig. Und natürlich möchte niemand nach dem Ableben in einer Hölle landen. Also halten sich die Menschen, zumindest die meisten davon, an die Regeln. Das Motiv dafür ist wohl klar und deutlich mit dem Begriff „Angst vor dem Tod“ beschrieben. Und die Funktion, die diese Angst zu erzeugen vermag ist wohl das, was allgemein als Gewissen bezeichnet wird. Es wird dich solange plagen und verwirren, bis der Regelverstoß zugegeben, geahndet und vergeben wird. So zumindest erzählt es das allgemeingültige Narrativ. Im Grunde genommen baut das alles auf Vorstellungen auf, die über den Tod erzählen. Nun ist diese Aussage nicht korrekt, da ein Erzählen nur über etwas berichten kann, worüber eine Erfahrung, ein Erleben vorliegt. Liegen aber über den Tod und die Reise nach … irgendetwas Bekanntes vor? Ist es nicht eher so, das über den Tod im Grunde nichts, aber auch wirklich gar nichts bekannt ist. Es existieren Glaubensvorstellung, Phantasien, Philosophien, Geschichten und Narrative über eine wie immer geartete Reise durch den Tod, aber das alles sind geistige Phänomene und daher bar jeglicher kausal beweisbarer Tatsachen. Kurz gesagt: Wir wissen also nichts darüber. Worüber wir aber etwas wissen können sollten, ist, wer durch diese Vorstellungen einen Nutzen davonträgt. Es sind in der Regel die Menschen, deren Gewissen bei nahe Null angesiedelt zu sein scheinen und die sich ein schönes Leben, ein Paradies schon hier auf Erden gestalten zu können glauben, und das meist zulasten der Gewissens-Besitzer. Und es sind nicht nur die Menschen, die gerne als Verbrecher bezeichnet werden, die das so handhaben. Es gibt weiterhin auch die, die sich durch ein Übermaß an „guten Taten“ den garantierten Zugang zum Paradies zu erarbeiten suchen, was auch nicht immer einen Gewinn für die Allgemeinheit beinhaltet. Auch das beruht letztlich auf Angst, wirkt aber oft wie Gewissenlos. Es ist wohl doch immer das Maß, das auch für das Gewissen Gültigkeit besitzt. Und hier endet mein Gedanke, denn mehr dazu zu schreiben müsste Namen beziehungsweise Berufsgruppen benennen und würde wohl von denen als Verleumdung angesehen werden können.

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