Unwissen und dessen Bezug zu Freiheit

Wenn wir heute die Zeitungen und Medien aufschlagen werden wir immer mehr damit konfrontiert, das Viele meinen, das alleinige Wissen über richtig und falsch zu besitzen. Dabei ist unser Wissensstand auch heute noch derart eng gestrickt, das man sich wundern muss, warum unser Lebensgefüge noch immer einigermaßen funktioniert. Erinnern Sie sich beispielsweise noch an das Wort „alternativlos“? Keine von Menschen in Bezug zur Politik getroffene Entscheidung ist alternativlos. Politik ist kein feststehendes Subjekt mit einem absoluten Geltungsrahmen. Auch wenn ich zur Zeit keine weitere Möglichkeit sehen würde, weiß ich doch nicht, ob sich schon morgen andere Möglichkeiten auftun. Und so verhält es sich auch in vielen Teilen der Wissenschaften und des gesicherten Wissens.



Einige Beispiele mögen das verdeutlichen:

Das Universums, Transzendenz, Der Mensch als Krone der Schöpfungsgeschichten, Materie, Geist und Leben, Erzählungen, Geschichten, Geschichte und Narrative, Das Unbewusste, Gewählte Methoden, Richtlinien und Verfahrensweisen, Der Tod und das Gewissen, Die Zeit und die Dauer

Das Universum

Was wir wirklich über das Universum wissen können passt locker auf eine DIN-A4-Seite. Da ist zunächst einmal die Einschränkung, die durch die begrenzte Wahrnehmungsmöglichkeit des Menschen und seiner Maschinen besteht. Alles was aus dem „uns bekannten“ Universum unsere Wahrnehmung erreicht ist auf der Interpretation der Licht- und Wellenphänomene aufgebaut, die als einzig messbaren Kräfte aus dem All unseren Planeten erreichen. Alle andere Daten und deren Gesetzmäßigkeiten entstammen Beobachtungen aus unserem Sonnensystem, zu dessen Erforschung wir tatsächlich schon als Mensch bis auf den Trabanten unseres Planeten und mit Hilfe von Maschinen bis auf einen Nachbarplaneten vorgestoßen sind. Das ist aufgrund der gesicherten Unendlichkeit des Universums [1. Univers heißt ‚gesamt‘, das heißt nach gültiger wissenschaftlicher Definition (lt. Wikipedia.org) „die Gesamtheit von Raum, Zeit, Materie und Energie darin.“, wobei ‚darin‘ Unsinn ist, impliziert doch ‚darin‘ auch ein ‚draußen‘. Besser fände ich den Begriff „alles-umfassend“, wobei nach logischer Betrachtung dann Zeit und Raum keine Rolle spielen können. Zeit und Raum sind Begriffe, die eingrenzen, was bei „univers“ per Definition nicht sein kann.] wissen wir nichts. So viele Stellen von Null vor und nach dem Komma für die Prozentrechnung können wir gar nicht schreiben, um die Relation unseres Wissen zur Gesamtheit ausdrücken zu können. Die größte Zahl, mit der wir rechnen können, wäre wohl ein ppq (1 aus 1015). Das wäre vergleichend ein Wissen über den Gehalt von weniger als 2 Minuten angesichts der 4,5 Mrd. Jahre, die unser Planet nach wissenschaftlichen Berechnungen (?) alt sein soll. Wäre es da nicht ehrlicher, zu sagen, wir wissen fast genau „so gut wie nichts“ über das Universum. Wir haben Vermutungen, nicht mehr. Könnte es nicht sein, das es mehr da draußen gibt und sich das vielleicht nicht alles in Licht und Wellen ausdrückt. Wir suchen gerade nach der „dunklen Materie“, also etwas, was sich uns nicht zeigt, aber irgendwie doch da sein muss, da unsere Naturgesetze und die Berechnungen dazu schon lange andere Ergebnisse zeitigen als erwartet.

Transzendenz

Dann schwärmen wir in den Wissenschaften gerne über einen Ort, einen Bereich oder eine Welt, die „Transzendenz“ heißt. Das ist lt. Wikipedia.org ein Bereich, der jenseits möglicher Erfahrung bzw. vorfindbarer Wirklichkeit liegt. Die Frage, die mir da sofort in den Sinn kommt ist doch die, „Woher wir wissen, das es so etwas gibt?“ Sie liegt doch jenseits möglicher Erfahrung und Wirklichkeit. Meist sind es religiöse Überzeugungen und deren Theorie-Bildungen (Theologie), die auf Transzendenz verweisen und sich darauf aufbauend ein Wissen darüber zuschreiben. Eine andere Wissenschaft (?) ist die Philosophie, die sich wie die Religionen aus dem „Nichtwissen können“ über Transzendenz ein „Wissen über“ gemacht hat und darauf dann ihre Theorien begründen konnte. Wie aus dem Nichts kommen dann sogenannte Transzendentalien daher, die sich von den Prinzipien des Wahren, Schönen und Guten aus der Antike ableiten und die wider allen Beobachtungen des Alltags trotzend allem Seienden zugesprochen werden. Auch der Mensch ist seiend, also existent, also da, und von wahr, schön und gut ist da, betrachtet man die Geschichte des Menschen etwas genauer, oft wenig zu erleben. Diese Transzendentalien ermöglichen es dann, Prinzipien zu begründen und diese zu transzendieren. Wenn das mal nicht ein Ringschluss genannt werden muss. Also: Warum lassen wir es nicht einfach sein, über Dinge und Gegebenheiten zu philosophieren, von denen wir wirklich nichts wissen können?



Die Krone der Schöpfung

Dann ist der Mensch nach unseren kulturellen Grundlagen-Aussagen die Krone der Schöpfung und bestimmt, über die Welt, also diesen kleinen Planeten, zu herrschen. Laut vielen unserer Schöpfungsgeschichten haben ein Gott, Götter und allmächtige Tiergestalten diese Welt geformt und uns zugänglich gemacht, damit wir darüber herrschen. Nun besteht diese Welt aus Materie, aus der wahrscheinlich, aber nicht gesichert, das ganze Universum bestehen soll. Auch der Mensch ist Materie, allerdings wie viele andere Wesen (Lebewesen) auch von etwas „beseelt“, das wir Leben/Geist (s.u.) nennen. Wir messen laut der Wissenschaften die Qualität der „Intelligenz“ nach der Größe des Gewichtsverhältnis zwischen Gehirn und Gesamtgewicht des Einzelwesens. Allerdings gibt es da ein Problem, denn danach wäre der Delphin das „höchst-intelligente“ Wesen unseres Planeten und diesem stünde es dann zu, die Krone genannt zu werden. Vergleichen wir ehrlich das Leben und Wirken der beiden Kontrahenten, wäre unser Planet mit dem Delphin als Regent durchaus besser beraten. Diese Art lebt friedlich und ohne große Eingriffe in das Leben anderer Wesen in den Ozeanen und macht daher so gut wie nichts kaputt, um das mal etwas salopp auszudrücken. Anders der Mensch, der schon unzählige andere Arten ausgerottet und der zunehmend und ohne nachzudenken weite Teile des Planeten bewusst zerstört hat und damit nicht aufhören möchte, wenn ich die Nachrichten, die mich täglich erreichen, richtig interpretiere. Außerdem hält der Träger des „Wahren, Schönen und Guten“ den einsamen Rekord, regelmäßig und ohne Rücksicht seine Artgenossen zu morden. Das ist sonst im Tierreich nur ganz selten anzutreffen. Ist der Mensch vielleicht wie ein Virus, der den Planeten, der ihn nährt, befallen hat und ihn sinnlos zerstört? Ich weiß es nicht!

Materie, Leben und Geist

Wir unterscheiden die Materie, die wir mit unseren begrenzten Mitteln wahrnehmen, in zwei große Kategorien. Da ist auf der einen Seite die tote Materie, die einfach so da ist, und ihr gegenüber steht lebende Materie, also Pflanzen und Tiere. Lebende Materie wird dann so genannt, wenn sie über einen Stoffwechsel verfügt und sich fortpflanzt. Besser wäre es doch wohl zu sagen, das sich diese Form mit Aktionen und Eingriffen in die Umwelt für längere Zeit zu erhalten sucht. Dazu wird der Prozess des Sterbens dadurch konterkariert, das immer wieder Nachkommen gezeugt und in die Welt gesetzt werden. Aber was ist Leben genau? Wo kommt es her? Welchen Sinn hat es? Nun wurden diese Fragen noch nie ausreichend beantwortet und werden wahrscheinlich auch nie geklärt werden können. Das liegt wohl daran, das ein Wesen selbst nicht in die Zeit zurück schauen kann, die vor der Existenz seiner Art liegt und daher die Gründe zu seinem Entstehen im Verborgenen bleiben müssen.

Kommen wir jetzt noch kurz zu dem, was wir Geist nennen. Menschen haben die Fähigkeit, sich zu erinnern, was gestern oder früher geschehen ist und sind in der Lage, daraus Schlussfolgerungen zu ziehen. Das war und ist für das Überleben wichtig, da nicht gewünschte Ereignisse vermieden und erwünschte Ereignisse gefördert werden können. Allerdings hat diese Fähigkeit auch einige Haken, wie wir alle mittlerweile wissen sollten. Nach der Religion des Buddhismus entstehen aus dieser Fähigkeit sowohl Gier, Hass und Verblendung als auch Weisheit, Wahrheit und Mitgefühl. Und ehrlich betrachtet sind die drei Erstgenannten deutlich stärker vertreten als die anderen drei. Auch nahezu alle anderen Religionen und Weltsichten erklären das auf ähnliche Weise, manche universell, andere Völker auf Familien bezogen und manche sogar nur auf das Ich bezogen. Und die Wissenschaften, die ja auch eine Weltsicht erzeugen, verhalten sich ebenso und unterscheiden sich von den Religionen nur in ihrer Ausdrucksweise und ihren Manipulationsmethoden.

Nach 2000 Jahren Philosophie und Wissenschaft sollten wir Menschen das oben Beschriebene so langsam begriffen haben und aufhören, unsinnige Theorien diesbezüglich aufzustellen. Wir wissen weder, was Leben ist noch was es mit unserem Geist auf sich hat. Daran wird auch die Quantentheorie und alles andere nichts ändern können. Was also ist Leben und Geist? Ganz ehrlich: Wir wissen es nicht und können es auch gar nicht wissen! Das ist auch nicht schwer zu akzeptieren und in meiner Vorstellung nur die eine wirkliche Wahrheit.



Erzählungen, Geschichten und Narrative

Ein Narrativ ist eine sinnstiftende Erzählung, die das Weltbild einer Gruppe oder Kultur bestimmt. Dabei werden gesellschaftliche Ereignisse oder Ideen in Geschichten verpackt. Beispiele aus der Vergangenheit sind das Leitbild der Französischen Revolution „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“ oder das amerikanische „vom Tellerwäscher zum Millionär“. Narrative helfen also, sich gesellschaftlich zu orientieren und die Welt zu verstehen. Denn sie vermitteln ein Gemeinschaftsgefühl, positive Emotionen und Sinnhaftigkeit. Narrative beschreiben dabei nicht nur historische Fakten, sondern wirken auch auf der Gefühlsebene. Auch heutzutage beeinflussen verschiedene Narrative unsere Gesellschaft. Gerade in Zeiten der Unsicherheit suchen viele Menschen nach einfachen Narrativen. Das Wort an sich ist deshalb zu einem Modewort geworden und prägt auch die aktuelle Politik (aus Studyflix.de).

Unter Geschichte als Ganzheit versteht man im Allgemeinen diejenigen Aspekte der Vergangenheit, derer Menschen gedenken und die sie deuten, um sich über den Charakter zeitlichen Wandels und dessen Auswirkungen auf die eigene Gegenwart und Zukunft zu orientieren (aus Wikipedia.de). Geschichten sind also Erzählungen über vergangene Ereignisse, die (früher nur) mündlich und heute sowohl mündlich, schriftlich und in Form von Audio oder Video weitergereicht werden (HpS).

Eine Erzählung (lateinisch narratio) ist eine Form der Darstellung als Wiedergabe eines Geschehens in mündlicher oder schriftlicher Form. Sowohl der Vorgang des Erzählens als auch dessen Ergebnis – eine Geschichte im Sinne der englischen Bezeichnung story – wird als Narration bezeichnet; mithin ist der Begriff der Narration prozess-/produktäquivok, worin sich Erzählung oder Narration mit Interpretation trifft, für die Gleiches gilt. Die Gesamtheit jener merkmalbildenden Eigenschaften, die einen Akt als Erzählen kennzeichnen, wird Narrativität genannt; sie ist quantifizierbar und hilft, zwischen Chronik, Historie und Erzählung zu unterscheiden. Sie besteht einerseits darin, dass Geschehnisse in einen mehr oder weniger bewertenden Bezug zu Zeit und Raum gesetzt werden oder diesen zeiträumlichen Rahmen überhaupt erst erzeugen (Chronotopologisierung), und andererseits darin, dass im Akt des Erzählens die Art und Weise des Erzählens sinnkonstitutiv ist für den Inhalt der Erzählung (aus Wikipedia.de).

Rekapitulieren wir die oben genannten Definitionen und Beschreibungen in zusammenhängende und allgemein verstehbare Sätze:
Vergangene Ereignisse, die zu einem Gemeinschaftsgefühl beitragen können und die daher nicht vergessen werden sollten, werden in Geschichten verpackt und weitergereicht. Die Inhalte der Geschichten beruhen auf wahren Ereignissen und können sowohl als Anleitung als auch als Warnung verstanden werden. Beispiele sind die „Vorteile der Demokratie als Herrschaftssystem“ als Anleitung und das „Dritte Reich und seine Verbrechen“ als Warnung. Während die Geschichte (als Wissenschaft) nur beschreibt, was wirklich geschehen ist, ist die Erzählung meist bereits ausgeschmückt und so mit Fragmenten der Perspektive des Erzählers durchsetzt. Anders die Narration. Diese wird als Erzählung, die ebenfalls bereits perspektivisch belastet ist, in einen bewertenden Bezug zu Zeit und Raum (?, eher zum Lebensgefüge der Zuhörer) gesetzt und soll so Sinn-stiftend wirken, was nichts anderes bedeutet als das sie eine bestimmte Meinung bzw. Haltung bzw. Sichtweise in den Vordergrund stellt und diese als allgemeingültig zu etablieren sucht. In neuerer Zeit kommen aufgrund des mangelnden Unwillens und Unverständnisses der Geschichte bei den Medien-Schaffenden mehr und mehr perspektivisch verunreinigte Erzählungen und zielgerichtete Narrationen sowohl in den Veröffentlichungen als auch in die Medien-Nachrichten vor. Weiterhin ist die Erfindung von Lügen-Nachrichten (Fake-News) und deren Verbreitung immer häufiger zu beobachten. Diese werden ebenfalls wie Narrationen gebraucht und zeigen nicht nur eine Nähe zu Propaganda, sondern verhalten sich in der Wirkung nahezu deckungsgleich. Propaganda macht, das ist der kleine aber feine Unterschied in der Definition, jedoch nur der, der eine andere Meinung als der Zentral-Meinungsstrom (Mainstream) vertritt. Die so entstehenden Geschichts-Lücken in der Bevölkerung, die von den Medien unvollständig und oft sogar nur meinungsbildend informiert wird, vergrößern sich somit von Jahr zu Jahr und machen Demokratie, also die Herrschaft des Volkes über sich selbst, nahezu unmöglich. Es fehlt im Volk das Wissen über die wahren Ereignisse als Grundlage einer demokratischen Meinungsbildung des Souveräns (Volk, Bürger).

Es wäre also folgendes zu verstehen: In der heutigen Zeit mit perspektivisch einseitig ausgerichteten Medien, Lügennachrichten und Narrativen kann sich der Mensch als Bürger eigentlich keine wirklich begründete Meinung bilden, da ihm in nahezu allen Sparten Informationen vorenthalten werden und so die Grundlagen dafür fehlen. Wie also der Ukraine-Konflikt, wie die Nahost-Krise mit Israel, Libanon, Jemen, Gaza und anderen Staaten der Region, das „Problem China/USA/EU“, das Problem einer richtigen Ernährung, einer vielversprechenden Geldanlage oder auch nur die Bewertung eines Filmangebots zu bewerten und entsprechend zu berücksichtigen sind, können wir in Westeuropa als Bürger gar nicht mehr leisten. Was wir auffinden sind Werbung, Meinungen, Nachrichten, Geschichten und Narrative, ohne das diese Kategorien spezifiziert sind. Wir müssen angesichts der oben beschriebenen Lücken und Defizite daher zu dem Schluss kommen, „Nicht (mehr) wissen zu können“. Wer also sich angesichts der offiziellen Nachrichten und dem Konsum von Haupt-Strom-Medien eine fundierte Meinung bilden möchte, ist auf umfangreiche und zeitaufwendige Recherchen angewiesen. Das verlangt zusätzlich das Studieren der von der Hauptströmung abweichenden, feindlichen, Quer-denkenden Medien samt deren Veröffentlichungen. Ohne diese Bereitschaft ist „Wissen-wollen“ und eine „Meinung sich bilden können“ heute unmöglich.



Die gewählten Methoden, Richtlinien und Verfahrensweisen

Wer sich als Bürger einer zivilisierten Gesellschaft in der Welt vorfindet und darin leben möchte, wird zu jeder Zeit und Gelegenheit mit Problemstellungen der Form „Wie geht das?“ konfrontiert und findet in vielen Beschreibungen, Geschichten und Nachschlagewerken Methoden, Richtlinien und Verfahrensweisen vor, nach denen solcherlei Probleme gewöhnlich abgearbeitet werden können. Diese beruhen meist auf Erfahrungen, die in der Vergangenheit gemacht und überliefert wurden [1. Beispiele: Anbaumethoden, Rezepte, Baupläne, Wahrscheinlichkeiten], beruhen auf Konventionen, zu denen man sich aus Gründen der Funktionalität geeinigt hat [2. Straßen-Verkehrsordnung, Gesetze, Vorschriften] oder beruhen auf Vorgehensweisen, die sich aus Narrativen und Weltsichten ableiten [3. Beispiele: „Wer ist ein Feind?“, „Was ist normal?“, Wer darf entscheiden?“, „Wer darf besitzen?“ usw.].

Nun beruht ja jede Interpretation der oben beschriebenen Beispiele nicht auf absolutem Wissen, sondern auf zumeist je einer Theorie, die zur Zeit als allgemein gültig betrachtet wird. Wir fahren also auf einer Landstraße nach der Regel in Deutschland rechts, ernährten uns meist nach deutschem Brauch (Überlieferung) und betrachten unsere ausländischen Mitmenschen nach den Kategorien, die sich aus dem vorherrschenden Meinungsbild im Lande ableiten. Und wir wissen außerdem, das es Länder gibt, in denen auf den Straßen links gefahren wird, wissen, das sich Menschen anderer Länder ganz anders ernähren als wir und können auch tagtäglich nachlesen, das die Feindbilder anderer Völker ganz andere sind als die unsrigen. Da liegt doch die Frage nahe, woher wir um alles in der Welt glauben, das unsere Methoden und Verfahrensweisen die richtigen, sind, das unsere Richtlinien für alle gelten sollen und das allein wir wissen, was gut, förderlich und richtig ist in dieser Welt. Ist es nicht eher so, das wir aus einer Fülle der Möglichkeiten ausgewählt haben und das es bei der Entscheidungsfindung auch hätte anders aussehen können. Sind aber diese vormaligen Möglichkeiten durch unsere Wahl deshalb bis auf die eine Mögliche zusammengeschrumpft? Ich denke nicht. Also ist doch wohl klar und eindeutig, das wir nicht wissen können, was allein und für alle gültig die „richtige Wahl“ ist. Warum glauben viele in unserem Land trotzdem zu wissen, was richtig ist? Ich verstehe es nicht.

Das Unbewusste

Einige wissenschaftliche Disziplinen arbeiten mit dem Unbewussten, beziehungsweise mit der Existenz des Unbewussten als eine Form der Beschreibung von unerklärlichen psychischen Phänomenen und gehen dabei bis zu der Ansicht, das verschiedenste Psychosen und andere geistige Besonderheiten kausal auf unbewusste Anteile zurückzuführen seien. Nun ist diese Behauptung nicht nachweisbar, schon gar nicht in kausalem, also ursächlichem Bezug. Erstens weiß der betroffene Patient selbst nichts von seinem „Unbewussten“, das kann er auch gar nicht, denn es ist ja nicht bewusst. Zweitens kann auch der Arzt nicht ins Unbewusste seines Patienten hineinschauen, er schafft es ja nicht einmal das Bewusste seines Patienten zu durchschauen, denn, der kann ja viel erzählen, aber ganz und gar nichts davon beweisen. Das gilt wohl für alles Geistige, den das Prinzip Geist ist nicht greifbar, weshalb es ja auch Geist genannt wird. Was in einem Kopf vorgeht, kann nicht nachgewiesen werden, auch wenn Neurologen gerne Hirnpartien einordnen und behaupten, das diese spezielle Aufgaben haben. Menschen mit Hirnschäden durch Krieg, Gewalt oder Unfälle aber zeigen eindrucksvoll, das die Aufgaben der zerstörten Teile durch andere Partien des Gehirns übernommen werden können. Das Unbewusste kann daher auch keine Schublade sein, in der irgendetwas abgelegt werden kann. Und wie will dann der Arzt angesichts dieser Sachlage eine sichere Diagnose stellen und darauf eine Therapie aufbauen. Da sind doch der Auslegung, der Willkür und Interpretation nicht nur Tür und Tor geöffnet, sondern auch Behandlungen möglich, die fernab des eigentlichen Problems stattfinden. Freuds eigener Argumentation zufolge ist das Unbewusste ein theoretischer Begriff, der zur Fundierung des gewünschten Lehrgebäudes und der Ermöglichung tieferer Erklärungen dient. Dieser kann daher gar nicht kausal gewertet werden. Wenn die Theorie nicht stimmen sollte, was viele Theorien immer wieder eingeholt hat, ist doch das ganze Lehrgebäude der Psychologie, wie es sich heute darstellt, obsolet. Super.

Dabei hätte gerade die Situation, die zur Konzeption des Unbewussten führte – nämlich dass wir bei vielen Handlungen keine rationale Struktur, keine ausdrücklichen Gedanken, keine plausible Zwecksetzung, keine dezidierten Vorstellungen finden können – einen völlig anderen Schluss erlaubt: nämlich, dass wir solcher Akte nur in ganz bestimmten Fällen bedürfen. Das würde bedeuten: Dort, wo wir beim Handeln bewusst denken müssen, haben wir es im Laufe der Zeit auch gelernt. Doch dort, wo wir keinen solchen separierten Bewusstseinsakt finden, existiert offenbar keiner, auch nicht im Verborgenen. Diese einfache Einsicht hätte nicht zu der „Entdeckung“ des Unbewussten geführt, sondern zu einer vertieften Kritik unserer Vorstellungen vom Geist, vom Wesen vernünftiger und unvernünftiger Handlungen. (Felix Annerl, e-Journal Philosophie der Psychologie)



Der Tod und das Gewissen

Das wir zur Zeit des Lesens hier leben ist uns bewusst. Gilt das aber auch über die Zeit danach? Die Zeit danach, so die allgemein gültige Erzählung, die nahezu in allen Kulturen kursiert, liegt zumeist nach einem gelungenen Leben in einem Paradies als Belohnung oder einer wie auch immer gearteten Hölle. Wie das auch immer genannt werden wird, ob das Paradies ein Garten, ein Fest oder ein Nirvana darstellt und die Hölle eine Bestrafung, eine Wiedergeburt oder ein Schattenreich sein soll, im Prinzip ist das alles in allen Religionen und Kulturen gleich aufgebaut: Halte dich an die Regeln, und es wird gut sein; verletzt du die Regeln, wird es schlecht werden. Hat sich jemals einer Gedanken gemacht, warum solche Vorstellungen entwickelt wurden und wem sie zu nutzen versprechen? Menschen leben in einem Geist der Erinnerungen, sind gestaltet nach dem, was sie erlebt, erarbeitet, erbeutet, erlitten oder erreicht haben. Das ist in Deutschland, einem reichen Land im Verhältnis zur Weltgesamtheit, meist sehr viel. Und Menschen wissen, das dieses Leben jetzt nur eine begrenzte Dauer haben wird und irgendwann enden wird. Und es ist tagtäglich zu beobachten, das alles Erreichte mit dem Tod zurückgelassen wird. Im Schnitt werden also für jeden, um es einmal klar auszudrücken, 80 Jahre des Bemühens, des Sammeln und Hortens, mit einem Schlag hinfällig. Und natürlich möchte niemand nach dem Ableben in einer Hölle landen. Also halten sich die Menschen, zumindest die meisten davon, an die Regeln. Das Motiv dafür ist wohl klar und deutlich mit dem Begriff „Angst vor dem Tod“ beschrieben. Und die Funktion, die diese Angst zu erzeugen vermag ist wohl das, was allgemein als Gewissen bezeichnet wird. Es wird dich solange plagen und verwirren, bis der Regelverstoß zugegeben, geahndet und vergeben wird. So zumindest erzählt es das allgemeingültige Narrativ. Im Grunde genommen baut das alles auf Vorstellungen auf, die über den Tod erzählen. Nun ist diese Aussage nicht korrekt, da ein Erzählen nur über etwas berichten kann, worüber eine Erfahrung, ein Erleben vorliegt. Liegen aber über den Tod und die Reise nach … irgendetwas Bekanntes vor? Ist es nicht eher so, das über den Tod im Grunde nichts, aber auch wirklich gar nichts bekannt ist. Es existieren Glaubensvorstellung, Phantasien, Philosophien, Geschichten und Narrative über eine wie immer geartete Reise durch den Tod, aber das alles sind geistige Phänomene und daher bar jeglicher kausal beweisbarer Tatsachen. Kurz gesagt: Wir wissen also nichts darüber. Worüber wir aber etwas wissen können sollten, ist, wer durch diese Vorstellungen einen Nutzen davonträgt. Es sind in der Regel die Menschen, deren Gewissen bei nahe Null angesiedelt zu sein scheinen und die sich ein schönes Leben, ein Paradies schon hier auf Erden gestalten zu können glauben, und das meist zulasten der Gewissens-Besitzer. Und es sind nicht nur die Menschen, die gerne als Verbrecher bezeichnet werden, die das so handhaben. Es gibt weiterhin auch die, die sich durch ein Übermaß an „guten Taten“ den garantierten Zugang zum Paradies zu erarbeiten suchen, was auch nicht immer einen Gewinn für die Allgemeinheit beinhaltet. Auch das beruht letztlich auf Angst, wirkt aber oft wie Gewissenlos. Es ist wohl doch immer das Maß, das auch für das Gewissen Gültigkeit besitzt. Und hier endet mein Gedanke, denn mehr dazu zu schreiben müsste Namen beziehungsweise Berufsgruppen benennen und würde wohl von denen als Verleumdung angesehen werden können.



Die Zeit

Erst im 19. JH wurde das mechanische Uhrwerk zu einem Gebrauchsgegenstand, der in jedem Haus zur Grundausstattung gehören und den Menschen helfen sollte, Verzögerungen, Wartezeiten und die Verschwendung von Zeit zu vermeiden. Und auch in der Wissenschaft generierte sich die mechanische Zeit zu einem Grundbaustein der Gesetzmäßigkeiten. Nehmen wir doch einfach einmal die wohl berühmteste Formel der Neuzeit, die aussagt, das Energie über die Multiplikation von Masse mit dem Quadrat der Lichtgeschwindigkeit definiert werden kann. Die mechanische Zeit ist dabei im Baustein Lichtgeschwindigkeit [1. E=m*c2; c=300000 km/s; s: Sekunde] enthalten. Und natürlich gibt es für den Zeitmesser vielfache Verwendungsmöglichkeiten. Er ermöglicht die Verwendung von Terminen, ermöglicht Pünktlichkeit und sorgt für eine umfassende Planungssicherheit, was technische Dinge angeht, wobei auch die Pünktlichkeit natürlich unter diese Kategorie fällt. Sie ist keine wie auch immer definierte „gute Eigenschaft“ eines zivilisierten Menschen, denn der Mensch an sich ist weder pünktlich noch zivilisiert. Das Gegenteil ist eher richtig. Die Eigenschaften, die unter diese Definitionen fallen, sind doch eher als Hemmungsmechanismen des natürlichen menschlichen Verhaltens zu verstehen. Anders ausgedrückt ist natürliches menschliches Verhalten ungehemmt und unzivilisiert, was ursprünglich ja als „frei von Hemmungen“ und daher allgemein als „stark“ angesehen wurde. Das ungehemmt agierende Mitglied einer Herdengemeinschaft, das sich rücksichtslos durchsetzt und den Schwächeren seinen Willen aufzuzwingen vermochte, wurde damals gerne als Anführer angesehen und erfreute sich so in organisierten Gruppen auch oft der Beliebtheit durch die Mitglieder. Dieses Gefüge hat sich in weiten Teilen auch bis in unsere Neuzeit erhalten. Ich komme nach diesem kleinen Ausflug zurück zum Thema. Was Zivilisation, Zusammenarbeit und eine Aufteilung der fürs Überleben wichtigen Tätigkeiten innerhalb von Gruppen ermöglichte ist die Einführung der Zeit, die sich zunächst in den Zyklen von Tag und Nacht und Sommer und Winterzeit bemessen ließ, dann wurde der Tag in Sonnenstände und die Wetterwechsel in Jahren eingeteilt und dann kam die Erfindung der mechanischen Uhr, die eine sehr stark kontrollierbare Planungssicherheit durch die Starken der Gemeinschaft ermöglichte. Stark ausgeprägt wurde diese Neuerung in der Einführung der Industriegesellschaft, die ihr pervertiertestes Maß in den Fertigungsstraßen der ersten Generation fand.

Die Frage, die hier zu stellen ist, um zur Thematik des Artikels zurückzukehren, ist doch die, ob die Zeit ein natürliches und allgegenwärtiges Phänomen oder ein ausschließlich technisches Konstrukt ist, dem keinerlei natürliche Eigenschaften zukommen. Die Frage ist nur zu beantworten, wenn wir uns die extremen Enden der Zeitvorstellung anschauen. Diese sind auf der einen Seite ein Leben ohne Zeit im Rhythmus der natürlichen Zyklen, wie wir sie heute nur noch durch Filme zu kennen glauben, und der durchorganisierten Welt der Zukunftsvisionen, die ebenfalls nur Filmen entnommen werden können. Filme aber sind in aller Regel ausgeschmückte und verdichtete Abbilder einer vorgestellten Welt. Sie sind wie Landkarten in Vergleich zu Landschaften. Und sind wir nicht gerade dabei, uns vom ersten Extrem, dem wir Millionen von Jahren erfolgreich gefolgt sind, innerhalb weniger JH ins andere Extrem zu bewegen, von dem wir (noch) keine wirkliche Vorstellungen haben können, da diese ja noch nie gelebt wurden und nur in der Vision bestehen? Also angesichts dieser Gedanken wird der Glaube an die Notwendigkeit einer mechanische Zeit als fester Baustein des Universums doch sehr fragwürdig. Die Technik unserer Zeit orientiert sich an den Gegebenheiten unseres Sonnensystems. Bereits jedes andere System, jeder andere Planet würde andere Ergebnisse liefern müssen. Kommen wir zu Kernfragen. Gibt es eine lineare Zeit nach dem Muster der Mechanik wirklich oder ist sie nur ein geistiges Hilfskonstrukt für die Organisation unserer Gesellschaftsformen? Das wir uns an Tagen und Jahreszeiten orientieren können ist sicherlich fürs Überleben hilfreich. Das ist unbestritten. Aber muss Zeit wirklich eine so fein austarierte und genau konstruierte Schablone erzeugen, nach der ein Leben ausgerichtet sein muss. Und wo sind die früher erzwungenen Wartezeiten hingekommen, die doch immer eine Pause waren und Zeit zum Nachdenken bereitstellten, beim Arzt, beim Warten auf die Fähre, beim Warten auf die Gäste, die Freunde, auf die Briefantwort oder auf den Beginn einer erwünschten Aktivität usw. Hat nicht jeder Mensch einen eigenen Rhythmus, der sich nicht in ein Normalmaß zwängen lässt, ohne Schäden zu hinterlassen? Sind Pausen heute nicht mehr wichtig?

In meiner Vorstellung ist Zeit ein künstliches Konstrukt und bar jeglicher physikalischen Grundlagen. Mit anderen Worten: Es gibt sie nicht wirklich. Tage sind im Laufe einer Umkreisung der Sonne mit oft wechselnden Hell- und Dunkelphasen versehen. Sommer wie Winter sind selten einheitlich lang. Pflanzen blühen und treiben aus, wenn das Wetter dazu geeignet erscheint. Nichts in der Natur ist exakt und für alle gleich geregelt. Ist es daher nicht ein Unding, das wir uns einer solchen Unnatürlichkeit unterwerfen? Ein Leben misst sich nicht in Zeit, sondern in Dauer. Gleiches gilt für Wachsen und Ruhen, für Aktivität und Passivität, für Zeiten des Müssens und Wollens. Und Dauer ist niemals eingegrenzt, sondern flexibel und trägt immerzu die Form des Unbekannten. Wir wissen nicht, wie lange eine Lust dauert, wie lange ein Leben dauert oder wie bald wir müde sind und schlafen müssen? Wie lange wird ein Sättigungsgefühl anhalten und wann bekommen wir wieder Durst? Müssen wir solcherlei wirklich so exakt planen und vorbestimmen? Wäre eine Gesellschaft möglich, wo Menschen in ihrem natürlichen Rhythmus leben können, wo sie arbeiten, wenn sie Kraft und Lust dazu haben, in der sie essen, wenn sie hungrig und schlafen, wenn sie müde sind? Wir brauchen die Zeit im Bezug zu unseren technischen Errungenschaften und zur Organisation von großen Gemeinschaften. Sicherlich, aber: Das natürliche Leben bedarf der Zeit nicht. In ihr hat alles eine unbestimmte Dauer, und das würde wohl auch vollkommen genügen.

Fazit:

Machen wir jetzt mal auf die Schnelle eine Zusammenfassung des oben Geschriebenen:

Wir leben auf einem winzigen Planeten in einem unbedeutenden Sonnensystem irgendwo im Universum und schließen aus dem Wissen über unser Sandkorn auf die Konstellation der ganzen Wüste Sahara. Wir glauben an ein übernatürliches Wesen jenseits des für uns erfassbaren Horizonts in einer Parallelwelt namens Transzendenz. Wir halten uns für die Krone einer Schöpfung, über die wir nachweislich nichts wissen können und leiten daraus den Herrschaftsanspruch über die Welt ab. Wir wissen nichts über das Leben, die Materie und den Geist, haben aber klare Vorstellungen, wie selbige zu handhaben seien. Unser Wissen besteht aus Geschichten, die keine eindeutigen Wahrheiten abbilden können und trotzdem stellen wir dieses Unwissen niemals in Frage. Weiterhin haben wir Bereiche des Geistes (Unbewusstes) definiert, von denen wir nichts wissen können, aber arbeiten damit, glauben alles über den Tod zu wissen und lassen uns gegen unsere natürliche Bedürfnisse von einer technischen Zeit traktieren, die uns das Leben vermiest und die Gesundheit ruiniert. Und über all das wollen wir weder diskutieren noch irgendetwas davon ernsthaft in Frage stellen. Sind wir also wirklich das höchstentwickelte Lebewesen dieser Erde? Jeder Wurm im Kompost verhält sich doch intelligenter, denn: Dieser lebt strikt und frei nach seinen in ihm angelegten Bedürfnissen. Er ist frei von Unwissen. Der Mensch aber lebt nach wie vor in einer geistig ummauerten Höhle wie die des Platon. Von Freiheit findet sich hier wie dort aber keine Spur. Daher glaube ich zumindest gerade jetzt, das…:

…ein Wissen denkt und redet, die Freiheit aber …, die schweigt und lebt. (HpS)