Unwissen und dessen Bezug zu Freiheit

Erzählungen, Geschichten und Narrative

Ein Narrativ ist eine sinnstiftende Erzählung, die das Weltbild einer Gruppe oder Kultur bestimmt. Dabei werden gesellschaftliche Ereignisse oder Ideen in Geschichten verpackt. Beispiele aus der Vergangenheit sind das Leitbild der Französischen Revolution „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“ oder das amerikanische „vom Tellerwäscher zum Millionär“. Narrative helfen also, sich gesellschaftlich zu orientieren und die Welt zu verstehen. Denn sie vermitteln ein Gemeinschaftsgefühl, positive Emotionen und Sinnhaftigkeit. Narrative beschreiben dabei nicht nur historische Fakten, sondern wirken auch auf der Gefühlsebene. Auch heutzutage beeinflussen verschiedene Narrative unsere Gesellschaft. Gerade in Zeiten der Unsicherheit suchen viele Menschen nach einfachen Narrativen. Das Wort an sich ist deshalb zu einem Modewort geworden und prägt auch die aktuelle Politik (aus Studyflix.de).

Unter Geschichte als Ganzheit versteht man im Allgemeinen diejenigen Aspekte der Vergangenheit, derer Menschen gedenken und die sie deuten, um sich über den Charakter zeitlichen Wandels und dessen Auswirkungen auf die eigene Gegenwart und Zukunft zu orientieren (aus Wikipedia.de). Geschichten sind also Erzählungen über vergangene Ereignisse, die (früher nur) mündlich und heute sowohl mündlich, schriftlich und in Form von Audio oder Video weitergereicht werden (HpS).

Eine Erzählung (lateinisch narratio) ist eine Form der Darstellung als Wiedergabe eines Geschehens in mündlicher oder schriftlicher Form. Sowohl der Vorgang des Erzählens als auch dessen Ergebnis – eine Geschichte im Sinne der englischen Bezeichnung story – wird als Narration bezeichnet; mithin ist der Begriff der Narration prozess-/produktäquivok, worin sich Erzählung oder Narration mit Interpretation trifft, für die Gleiches gilt. Die Gesamtheit jener merkmalbildenden Eigenschaften, die einen Akt als Erzählen kennzeichnen, wird Narrativität genannt; sie ist quantifizierbar und hilft, zwischen Chronik, Historie und Erzählung zu unterscheiden. Sie besteht einerseits darin, dass Geschehnisse in einen mehr oder weniger bewertenden Bezug zu Zeit und Raum gesetzt werden oder diesen zeiträumlichen Rahmen überhaupt erst erzeugen (Chronotopologisierung), und andererseits darin, dass im Akt des Erzählens die Art und Weise des Erzählens sinnkonstitutiv ist für den Inhalt der Erzählung (aus Wikipedia.de).

Rekapitulieren wir die oben genannten Definitionen und Beschreibungen in zusammenhängende und allgemein verstehbare Sätze:
Vergangene Ereignisse, die zu einem Gemeinschaftsgefühl beitragen können und die daher nicht vergessen werden sollten, werden in Geschichten verpackt und weitergereicht. Die Inhalte der Geschichten beruhen auf wahren Ereignissen und können sowohl als Anleitung als auch als Warnung verstanden werden. Beispiele sind die „Vorteile der Demokratie als Herrschaftssystem“ als Anleitung und das „Dritte Reich und seine Verbrechen“ als Warnung. Während die Geschichte (als Wissenschaft) nur beschreibt, was wirklich geschehen ist, ist die Erzählung meist bereits ausgeschmückt und so mit Fragmenten der Perspektive des Erzählers durchsetzt. Anders die Narration. Diese wird als Erzählung, die ebenfalls bereits perspektivisch belastet ist, in einen bewertenden Bezug zu Zeit und Raum (?, eher zum Lebensgefüge der Zuhörer) gesetzt und soll so Sinn-stiftend wirken, was nichts anderes bedeutet als das sie eine bestimmte Meinung bzw. Haltung bzw. Sichtweise in den Vordergrund stellt und diese als allgemeingültig zu etablieren sucht. In neuerer Zeit kommen aufgrund des mangelnden Unwillens und Unverständnisses der Geschichte bei den Medien-Schaffenden mehr und mehr perspektivisch verunreinigte Erzählungen und zielgerichtete Narrationen sowohl in den Veröffentlichungen als auch in die Medien-Nachrichten vor. Weiterhin ist die Erfindung von Lügen-Nachrichten (Fake-News) und deren Verbreitung immer häufiger zu beobachten. Diese werden ebenfalls wie Narrationen gebraucht und zeigen nicht nur eine Nähe zu Propaganda, sondern verhalten sich in der Wirkung nahezu deckungsgleich. Propaganda macht, das ist der kleine aber feine Unterschied in der Definition, jedoch nur der, der eine andere Meinung als der Zentral-Meinungsstrom (Mainstream) vertritt. Die so entstehenden Geschichts-Lücken in der Bevölkerung, die von den Medien unvollständig und oft sogar nur meinungsbildend informiert wird, vergrößern sich somit von Jahr zu Jahr und machen Demokratie, also die Herrschaft des Volkes über sich selbst, nahezu unmöglich. Es fehlt im Volk das Wissen über die wahren Ereignisse als Grundlage einer demokratischen Meinungsbildung des Souveräns (Volk, Bürger).

Es wäre also folgendes zu verstehen: In der heutigen Zeit mit perspektivisch einseitig ausgerichteten Medien, Lügennachrichten und Narrativen kann sich der Mensch als Bürger eigentlich keine wirklich begründete Meinung bilden, da ihm in nahezu allen Sparten Informationen vorenthalten werden und so die Grundlagen dafür fehlen. Wie also der Ukraine-Konflikt, wie die Nahost-Krise mit Israel, Libanon, Jemen, Gaza und anderen Staaten der Region, das „Problem China/USA/EU“, das Problem einer richtigen Ernährung, einer vielversprechenden Geldanlage oder auch nur die Bewertung eines Filmangebots zu bewerten und entsprechend zu berücksichtigen sind, können wir in Westeuropa als Bürger gar nicht mehr leisten. Was wir auffinden sind Werbung, Meinungen, Nachrichten, Geschichten und Narrative, ohne das diese Kategorien spezifiziert sind. Wir müssen angesichts der oben beschriebenen Lücken und Defizite daher zu dem Schluss kommen, „Nicht (mehr) wissen zu können“. Wer also sich angesichts der offiziellen Nachrichten und dem Konsum von Haupt-Strom-Medien eine fundierte Meinung bilden möchte, ist auf umfangreiche und zeitaufwendige Recherchen angewiesen. Das verlangt zusätzlich das Studieren der von der Hauptströmung abweichenden, feindlichen, Quer-denkenden Medien samt deren Veröffentlichungen. Ohne diese Bereitschaft ist „Wissen-wollen“ und eine „Meinung sich bilden können“ heute unmöglich.

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